Wochenblatt vom 20.06.2024
Cäcilienchor Aesch
Ein gelungener Auftritt am Sacco di Roma vom 4. – 7. Mai 2024
Pünktlich um 05:15 Uhr fährt der Bus am Bahnhof Aesch ab, um noch die restlichen Projektsängerinnen und Sänger, Solistinnen und Solisten, das Musikensemble und natürlich unseren Dirigenten David
Rossel am Basler Busbahnhof Meret Oppenheim aufzuladen. Allen ist eine gewisse vorfreudige Anspannung anzumerken, denn wer kann schon an einer Messe im Rahmen der Vereidigung der päpstlichen
Schweizergarde im Petersdom mitwirken?
Nach einer monatelangen Vorbereitungszeit mit intensiven Proben der Messe «Missa Christus Dominus» von Benno Ammann, ist es endlich soweit. Die äusserst angenehme Busfahrt mit einem perfekten
Serviceteam an Bord dauert immerhin 10 Stunden, da liegt es auf der Hand drei kurze Zwischenhalte einzuplanen. Der Start mit Kaffee und Gipfeli trägt schon einmal zur guten Stimmung bei. Ab und
zu werden wir von den im hinteren Teil des Oberdecks sitzenden Solistinnen und Solisten sowie von David, auf den uns erwartenden Einsatz beim Sacco die Roma eingestimmt.
Um 19:00 Uhr erreichen wir unser nicht weit vom Petersdom entferntes Hotel «Casa tra noi». Gleich nach dem Nachtessen ordert unser Reiseleiter Valentin Thieme eine Probe an. Dort erwartet uns
gleich eine unangenehme Nachricht. David erwähnt, die Messe müsse gekürzt werden. Immerhin konnte er bei den Verhandlungen erreichen, dass an Stelle der vorgesehenen Streichung des «Glorias», das
«Kyrie» weggelassen wird, denn das Gloria spielt in dieser Messe doch eine zentrale Bedeutung. Logischerweise sind wir alle über diesen Entscheid enttäuscht: «Aber es ist nun einmal so», meint
David: «wir müssen uns den vatikanischen Gesetzmässigkeiten anpassen».
Am Sonntag geht es vor der Stellprobe im ehrwürdigen Petersdom zuerst in den Ulmenhof, wo die Baselbieter Regierung, die rund 400 Personen umfassende Delegation zu einem Apéro eingeladen hat, an
der vor allem die Stadtmusik und Stadtharmonie Laufen ihren Auftritt haben. Am Schluss dürfen wir dann noch die Baselbieterhymne «Vo Schönebuech bis Ammel» anstimmen, was allerdings im
Apérogetümmel fast ein wenig untergeht.
Bei der folgenden Stellprobe wird bald einmal klar, dass wir uns zuerst an die Akustik des monumentalen Petersdoms gewöhnen müssen. Für die Solistinnen und Solisten wird noch ein zusätzliches
Mikrophon benötigt. Die Zeit zum Proben wird knapp. Doch auch das bringt unseren Dirigenten David nicht aus der Fassung. Mit seiner kompetenten und ruhigen Art gelingt es ihm die richtigen
Weichen für den morgigen Auftritt zu stellen.
Während das Solisten- und Musikensemble anschliessend beim Vespergottesdienst und an der anschliessenden Kranzniederlegung - zum Gedenken an die Opfer des Sacco die Roma im Jahr 1527 – noch im
Einsatz stehen werden, nimmt sich der Chor Zeit für einen ersten Rundgang und der mentalen Vorbereitung für den morgigen grossen Einsatz im Petersdom.
Es ist Montag, 6. Mai, 05:20 Uhr. Der grosse Moment steht kurz bevor. Alle sind pünktlich und festlich gekleidet im Bus eingetroffen, der uns zum Petersplatz fährt. Wieder werden wir von einem
Gardisten durch die Hintertür in den Petersdom geschleust. Der Eingang ist durch die aufgehende Sonne orange beleuchtet und lässt uns in eine mystische Welt eintauchen. Jeder Sängerin und jedem
Sänger ist eine gewisse Nervosität anzumerken. Da die Stimmen wegen der morgendlichen Frühe noch etwas kratzend daherkommen, braucht David etwas mehr Zeit für das Einsingen. Dann ist es soweit.
Die 1400 Gäste füllen nach und nach die ihnen zugewiesen Plätze. Zuvorderst die schweizerische Politprominenz, angeführt von Bundespräsidentin Viola Amherd, Nationalpräsident Eric Nussbaumer und
Ständeratspräsidentin Eva Herzog. Zuvorderst in Weiss gekleidet, die geistlichen Würdenträger mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sowie den beiden Schweizer Bischöfen Felix Gmür und Joseph
Marie Bonnemain.
Die heilige Messe beginnt und schon bald sind wir an der Reihe. David versteht es hervorragend den Chor, die Solistinnen und Solisten sowie das Musikensemble auf diesen bedeutungsvollen Moment
einzustimmen. Es ist ja nicht ganz einfach während
1 ½ Stunden die Konzentration für das anspruchsvolle Werk hoch zu halten. Doch allen, die bei diesem einmaligen Erlebnis dabei sind, wird spätestens jetzt klar, dass dieser Einsatz im Petersdom
niemand vergessen wird. Erleichtert und auch ein wenig stolz verlassen wir den Petersdom und begeben uns zum Obelisken auf dem Petersplatz. Dort steht schon ein Team der Schweizer Illustrierten
bereit für ein Gruppenfoto. Es soll in der nächsten Ausgabe einen entsprechenden Beitrag mit Fotos über unseren Einsatz beim Sacco di Roma erscheinen.
Im Anschluss teilen wir uns in Gruppen auf und es geht zu einer Führung durch die Vatikanischen Gärten: u.a. vorbei an Grotten, wunderschönen, zum Teil exotischen Bäumen oder Pagoden, vorbei an
den Ort wo der jetzige Papst Franziskus zu Hause ist, vorbei an der eigenen Radiostation Vatikan, welche in 45 Sprachen Sendungen ausstrahlt und vorbei an dem eigenen Bahnhof «Città del
Vaticano», der jedoch seit September 2015 nur noch jeweils am Samstag mit Touristen zur päpstlichen Urlaubsresidenz Casel Gandolfo fährt.
Bis zur offiziellen Vereidigungszeremonie der 34 Gardisten im Cortile San Damaso bleibt noch etwas Zeit zum Flanieren, eine Pizza zu geniessen oder eine der zahlreichen Kathedralen zu
besichtigen.
Punkt 17:00 Uhr beginnt die Zeremonie. Generalstabsmässig strukturiert werden die 34 Gardisten vereidigt. In grosser Ehrfurcht rufen die Gardisten drei Finger schwörend und in
einer Hand die Fahne haltend, die Eidesformel. Ein äusserst diszipliniertes und mit viel Pathos verbundenes Spektakel.
Anschliessend sind alle anwesenden 1200 Personen vom Kanton Basellandschaft in der Aula Paolo VI zu einem Apéro riche eingeladen.
Ganz gewiss kann diese Reise nach Rom und die Mitwirkung beim Sacco di Roma als ein einzigartiges Erlebnis bezeichnet werden. Massgebend war wohl vor allem der grosse und beharrliche Einsatz
unseres Chordirigenten, David Rossel. Er verstand es auch, mit uns dieses gewiss nicht einfache Werk «Missa Christus Dominus» von Benno Ammann einzustudieren. Dafür sind wir dir, lieber David
enorm dankbar!
Ein weiterer Dank gilt Valentin Thieme, der für die Organisation zuständig war und diese mit der nötigen Übersicht, Ruhe und Gelassenheit bewältigte. Dies trug viel dazu bei, dass wir in Rom eine
wunderbare Zeit verbringen durften.
Claude Hodel
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Herbstreise an Rhein und Thur
Gut ausgeschlafen trafen sich die Sängerinen und Sänger am vergangenen
Sonntagmorgen zum Jahresausflug. Durch die farbenprächtige Herbstlandschaft
fuhr uns der Bus zum Kaffeehalt nach Kemptthal und weiter nach Winterthur.
Auf der Empore der Kirche St. Peter und Paul sangen wir unter der Leitung
von D. Rossel im Pfarreigottesdienst aus unserem Repertoire. DieWendeltreppe in die luftige Höhe war für etliche eine Herausforderung, doch entschädigte uns die wunderschöne Akustik für die
Anstrengung.
Stein am Rhein mit seinen mittelalterlichen Häusern war das nächstes Ziel, wo wir im Restaurant Badstube kulinarisch verwöhnt wurden. In der alten Badstube konnte sich allerdings kein Sänger
entscheiden, sich einem Haarschnitt oder einer Zahnbehandlung zu je 4 Kreuzern zu unterziehen. Für Frauen waren keine Behandlungen vorgesehen.
Das Wetter zeigte sich von seiner schönsten Seite und so entschloss sich eine Gruppe, auf die Insel Werd zu spazieren. Die zweite Gruppe liess sich zu einer Zeitreise ins Museum Lindwurm
einladen. Im späteren Nachmittag fuhren wir weiter nach Andelfingen, ans Jahreskonzert ’pílagrímr’ der Männerstimmen Basel. Wir genossen die Chormusik und erlebten, dass die menschliche Stimme
das vielseitigste Instrument darstellt. Der Mond begleitete uns auf der Heimreise nach dem herrlichen Herbsttag mit den farbigen Höhepunkten.
Vielen Dank den Organisatoren.
Verena Portmann
DasWochenblatt Birseck vom 29.10.2015
Ekstatische geistliche Musik
Neue musikalische Wege: Cäcilienchor und Kirchenchor Pfeffingen proben die Misatango von Martin Palmeri. Foto: Thomas Brunnschweiler
Thomas Brunnschweiler
Unter dem Gesamttitel «Misa Tango» wird nächsten Sonntag um 17 Uhr in der katholischen Kirche die «Misa Buenos Aires» des in Buenos Aires lebenden Martin Palmeri vorgetragen werden. Der
1965 geborene Komponist verbindet in seiner «Misatango» die Worte der lateinischen Messe mit den Stilelementen des argentinischen Tango Nuevo, der bei uns vor allem durch die Werke Astor
Piazzollas bekannt geworden ist. Palmeri, der am 7. Dezember den Proben in Aesch selbst beiwohnte, ist sehr glücklich, dass man seine «Misa a Buenos Aires» in Deutschland gedruckt hat.
«Ich erwartete nicht, dass man sich in Europa für diese Musik interessieren würde», sagte er kurz vor seiner Weiterreise nach Mailand. Er komponierte das Werk 1996. Vor drei Jahren kam er
erstmals in die Schweiz. «Ich kam zuerst nach Neuchâtel und liebe diese Stadt, weil es dort sehr viele nette Leute gibt. In Therwil übernachtete ich im Haus eines Choristen.»
Sinnliche Spiritualität
In Palmeris Musik wird wie bei Piazzolla die Harmonie des Tangos mit Mitteln des Jazz sowie nach den Vorbildern Strawinskys und Bartóks ausgeweitet. Charakteristisch sind die synkopischen
Rhythmen, der spezifische Klang des Bandoneons, eines Handzuginstruments, die Staccati und die melancholische Stimmung der Musik. Einmal dominiert der obsessive Rhythmus, dann wieder
elegische Solopassagen. Bogenschläge auf den Violinen, stechende Streicherakzente, Glissandi, insistente Klavierpassagen, virtuose Bandoneonläufe und Beschleunigungen bestimmen die
teilweise ekstatische Musik. Für europäische Hörer ist diese Musik voller sublimer Erotik; Palmeri selbst kommt dieser Bezug nicht in den Sinn. Wahrscheinlich ist der Tango den
Argentiniern so ins Blut übergegangen, dass sie die Spannung zwischen Wort und Musik kaum mehr wahrnehmen.
Ungewöhnliche Synthese
Beat Wipf, der Präsident des Cäcilienchors, sagt: «Unser Dirigent Michael Schaub wollte nach der Paukenmesse von Haydn dieses Jahr etwas mit mehr Rhythmus aufführen. Nach einem Programm
mit Gospels im Frühjahr gingen wir nach den Sommerferien ernsthaft ans Üben des Werks.» Dank Übungs-CDs konnten alle «im stillen Kämmerlein» ihre Stimme einstudieren. Die Mezzosopranistin
Bettina Maria Siegfried, die 2010 das Master of Performance Studium in Gesang abschloss, wird nicht nur die Solopartien der «Misa Tango», sondern auch drei Lieder von Manuel de Falla
singen. Pfarrer Bernhard Schibli wird als Bariton vier Canciones Porteñas von Astor Piazzolla interpretieren. Es spielt die Camerata Da Vinci. Die kühne Synthese von Messe und moderner
Klangsprache könnte wohl auch in Aesch «für Aufsehen und Begeisterung» sorgen, wie es im Programm heisst.
Das Wochenblatt Birseck vom 12.12.2012